Ein Leitbild ist eine Szene oder ein Motiv, das wertvolle Ideen bündelt und zu konstruktivem Tun anregt.
Was uns bei unserer lernmusiktherapeutischen Arbeit leitet, lässt sich auch in folgenden Sätzen zusammenfassen:
Jeder Mensch ist einzigartig mit Körper, Geist und Seele.
Unsere Arbeit beruht auf der Vorstellung, dass Menschen auf allen drei Ebenen Wohlbefinden, Gesundheit und Entfaltung anstreben. Körperliches Wohlsein und das Fehlen von Krankheit alleine reichen dafür nicht aus. Für Gedanken, Ideen und Gefühle sind Menschen besonders empfänglich. Diese können sowohl einen störenden (krankmachenden) als auch einen wohltuenden (heilsamen) Einfluss ausüben. Dies zeigt sich deutlich in der menschlichen Fähigkeit, zu lernen und Musik zu erleben.
Jeder Mensch bedarf der Anerkennung und Wertschätzung seiner Person.
Person kommt von Lateinisch per-sonare, was “hindurch klingen” bedeutet. Das “Durchklingende” jedes Menschen kommt von Innen, ist ihr oder sein unverwechselbarer Klang und Ausdruck. Ein Klang kann sich mit anderen verbinden und zu Musik werden. Oder er wird überhört oder übertönt. Manchmal wird ein Klang auch als “nicht stimmig” oder störend empfunden. Wenn es einem Menschen so ergeht, ist das meistens mit Leid verbunden. Lernmusiktherapie möchte ein Umfeld schaffen, in dem jede Person Wertschätzung erfährt und auch die leisen Stimmen gut gehört werden.
Man sagt auch Mitgefühl oder Empathie zu dieser Gabe. Schwingen zu können, bedeutet gleichermaßen – wie bei einem Musikinstrument – sich mitzuteilen und in Resonanz zu gehen, mit-zu-schwingen. Diese Fähigkeit lässt uns im eigentlichen Sinne menschlich erscheinen. Wie groß ihre Bedeutung ist, wird am deutlichsten, wenn sie fehlt oder zu fehlen scheint. Oft ist sie dann nur ungeübt oder verhindert.
Harmonie verstehen wir als Stimmig-Sein – in sich und mit anderen. Harmonie ist kein statischer Zustand, sondern dynamisch und momentan – wie das meiste im Leben. Harmonie ist möglich, wenn Menschen im Einklang sind – mit dem Moment, mit der Außenwelt, mit sich selbst. Dies gelingt umso leichter, wenn man einander zuhört und sich füreinander vernehmbar macht. Aber auch der unharmonische Moment – die Unstimmigkeit, der Streit – hat seinen Platz. Er bringt manchmal eine Sache entscheidend voran. Deshalb wollen wir in unserer Arbeit nicht einseitig für das eine oder das andere Partei ergreifen. Nur für das Prinzip Zuhören und die Suche nach einer – neuen – Harmonie.
Das gilt besonders für uns, die andere Menschen auf ihrem persönlichen Weg begleiten. Miss(k)lingen ist dabei immer eine Möglichkeit. Doch als Lernmusiktherapeut hat das Nicht-Perfekte für mich einen besonderen Wert. Es nimmt die Schwere, vergrößert die Freude an dem, was ist und die Anerkennung dessen, was wir nicht ändern können. Ich will auch gar nicht Vorbild oder Experte sein, sondern Partner und Begleiter mit eigenem Weg und eigenem Klang. Der Wert meiner Arbeit soll aus der Bereitschaft und Fähigkeit entstehen, mit anderen zu schwingen, mich also auf ihren Rhythmus und Klang einzustellen und ihre persönliche Melodie mitzuspielen.
Ich halte Lernen für ein natürliches Bedürfnis, das sich von selbst zur Geltung bringt – wenn man ihm keine Steine in den Weg legt. Verhinderung findet aber ständig statt, so dass nur wenige Menschen ihr eigenes Lernen noch als natürlich und frei erleben. Meine Arbeit gilt deshalb mindestens so sehr den Hindernissen wie dem Lernen selbst.