Wenn die Eltern schwierig werden, hat sie begonnen. Und sobald man vernünftige Dinge auch dann tut, wenn sie von den Eltern empfohlen wurden, ist sie schon wieder vorbei. Die Jugend.

Zwischen diesen Grenzen ist Platz für reichlich Leben: Neugier und Aufbruch, Freundschaft und Liebe, Wagnis und Abenteuer, Krise und Drama, Lust, Leidenschaft, Absturz und Exzess. Nie wieder im Leben wird so intensiv gesehnt und gefühlt, nie wieder liegen höchstes Glück und existenzielles Leid so nahe beieinander. Der Mensch, der vor Kurzem noch Kind war, macht sich bereit für ein Leben in Verantwortung für sich selbst und andere. Nur – wie er das tut (und sie), ist für nahestehende Menschen oft schwer nachvollziehbar. Von außen scheint es, als würden Chaos, Unvernunft und Träumerei Regie führen, wenn Jugendliche für den “Ernst des Lebens” proben. Völlig unbegründet ist die Sorge nicht, denn Jugend ist auch eine Phase der Verletzlichkeit, und sie gibt keine Garantie, dass ihre Prüfungen in jedem Falle gelingen.

Musik ist für die meisten Jugendlichen eine unverzichtbare Größe in ihrem Leben. Musik kann die widersprüchlichsten Gefühle zum Ausdruck bringen, sie gibt Halt, und man kann sich über Musik einem größeren Zusammenhang zugehörig fühlen. Wer Musik hört oder selber macht, verändert bewusst sein Erleben, nimmt Kontakt auf oder zieht sich in einen privaten Raum zurück.

Dementsprechend reich an Möglichkeiten für Jugendliche ist Lernmusiktherapie:

Lauschen kann hier eine Auseinandersetzung mit der eigenen Stimme (auch der “inneren”) bedeuten – als Ausdruck für Träume, Wünsche und Ziele, die sich gegenüber einer Vielzahl anderer Stimmen und Meinungen zu behaupten suchen. Vielstimmigkeit, gegensätzliche Meinungen, Streit und Dissonanz, die im Leben oft als Einschränkung empfunden werden, können musikalisch wahrgenommen und als Bereicherung der eigenen Möglichkeiten erlebt werden.

Spielen gilt üblicherweise als Vorrecht von Kindern. Das stimmt nur zum Teil, denn Menschen spielen in jedem Alter. Doch für Jugendliche ist es meist sehr wichtig, sich von ihren früheren Gewohnheiten als Kinder abzugrenzen.  Lernmusiktherapie kann helfen, das Spielen auf ein neues, reiferes Niveau zu heben und damit seine vielen Vorzüge in das Erwachsenenalter “hinüber zu retten”. Spielen kann hier bedeuten, dass Alltagssituationen aufgegriffen und persifliert oder in verschiedenen Rollen ausprobiert werden, es kann ein Spiel mit musikalischen Motiven sein oder eine Improvisation, die Grenzen des Gewohnten neu auslotet.

Lernen hat spätestens im Jugendalter seinen ehemals guten Ruf weitgehend verloren. Von nun an steht der Leistungsgedanke im Vordergrund. Es muss gelernt werden, und bei der Auswahl der Themen haben Jugendliche nur beschränktes Mitspracherecht. Dabei sind Jugendliche in einem Maße lernwillig und lernfähig, das sie später kaum noch erreichen. Lernmusiktherapie kann für sie von großem Wert sein, weil sie einen Ausgleich für alltäglichen Lernstress herbeiführt. Sie hebt die phantasie- und erfahrungsbezogenen Anteile des Lernens hervor, unterstützt eigene Lernvorhaben und bietet immer wieder musikalisch-ganzheitliche Ausdrucksmöglichkeiten an, die dem Lernenden helfen, bei sich anzukommen und zu regenerieren.

Wie Lernmusiktherapie auf zentrale Themen des Jugendalters eingeht, steht hier:

Suchen und sich finden

Allein, zusammen

Krisen

Etwas schaffen