“Erwachsen werden heißt, Illusionen verlieren. Erwachsen sein heißt, Illusionen zuzulassen”.
(Verfasser unbekannt)

Der erwachsene Mensch hat etwas erreicht. Er hat einen Lebensentwurf und diesen bis zu einem gewissen Grade verwirklicht. Er ist unabhängig und kann für sich selber sorgen. Er hat Erfahrung im Umgang mit sich und geht deshalb mutiger Bindungen ein. Sein Blick geht nach vorn, weil er weiß, was hinter ihm liegt. Der erwachsene Mensch hat Illusionen verloren. Aus einigen seiner Pläne ist nichts geworden. Er steckt in Abhängigkeiten und Zwängen, denn er muss für sich und für andere sorgen. Er hat Erfahrungen gemacht und meidet deshalb bestimmte Menschen und Situationen. Sein Blick geht zurück, weil er nicht weiß, was vor ihm liegt.

Musik

Erwachsene Menschen haben schon eine Menge Musik gehört und entsprechend Vorlieben und Abneigungen ausgeprägt. Sie fühlen sich mit bestimmten Stücken und Musikern verbunden und machen einen Bogen um andere.

Lernen

Als Erwachsener lernt man heute “lebenslang”. Nicht unbedingt aus freien Stücken, denn wer wäre nicht gerne auch mal ein bisschen bequem?

Lernmusiktherapie

Lernmusiktherapie mit Erwachsenen dient dem Blick zurück und dem Blick nach vorne. Einschränkungen, Krisen und Probleme können ebenso zum Ausgangspunkt der Zusammenarbeit werden wie Ziele, Wünsche und Träume. Die Zusammenarbeit knüpft da an, wo die Person ihren Schwerpunkt legen möchte, z. B. auf beruflichen Erfahrungen, oder bei der eigenen musikalischen Biografie.

Mögliche Themen und Ziele sind:

  • negative Lernerfahrungen und -erwartungen überwinden: z. B. Lernblockaden, Ängste in Folge von Teilleistungsschwächen, Prüfungs- oder Auftrittsangst
  • Versäumtes nachholen: das eigene Rhythmusgefühl kennenlernen, sich trauen zu singen, musikalisches Zusammenspiel erfahren, zu theoretischen Themen einen praktischen Zugang finden…
  • Unvollendetes abschließen: endlich dieses Instrument spielen, Prozentrechnung beherrschen, Noten lernen…
  • Stress abbauen: einen Ausgleich zum Beruf finden, Intuition und Selbstwahrnehmung stärken, in Klänge und Harmonien eintauchen…
  • ein Problem lösen, indem man es gemeinsam, spielerisch und mit musikalischen Mitteln angeht
  • schöpferisch sein: Spielen und Improvisieren als “Alltagstechnik”, ein Werk entstehen lassen…
  • Neues wagen: sich selbst zur Geltung bringen, innere und äußere Stimme, mehr Musik ins Leben holen, auftreten…

Der Verlauf der musiktherapeutischen Zusammenarbeit ist individuell und selbstbestimmt. Das gilt für die Wahl der Mittel genauso wie für die Wahl der Ziele. Ob nun in einer Stunde viel musiziert wird, oder gar nicht, ist ein Ergebnis der Stunde selbst. Der Lernmusiktherapeut stellt sich als Zuhörer, Mitspieler, Ideengeber und Ideenaufgreifer, als Fachkundiger und als Lernender ganz in den Dienst der gemeinsam beschlossenen Sache. Musikalität, ein musik- und lerntherapeutisches Methodenrepertoire sowie Erfahrung in musikalischen und anderen Interaktionen sind dabei seine Stützen. Die Wirkung dieser Arbeitsweise beruht wesentlich darauf, dass hier zwei (oder mehr) Menschen den Einklang suchen. Wo dies geschieht, entsteht zuverlässig etwas Neues, das mehr umfasst als dem Einzelnen möglich ist.

Siehe auch:

Krankheit und Krise

Musik im Alter

Spielen Üben